Sowohl Parkett als auch Estriche weisen eine Ausgleichsfeuchtigkeit auf. Diese kann jahreszeitlich variieren und richtet sich nach dem Umgebungsklima. Bei sehr trockener Raumluft und Beheizung der Räume, trocknet das Holz, und mit der Zeit auch der Estrich. Im Winter ist folglich eine tiefere Ausgleichsfeuchtigkeit die Regel. Im Sommer nimmt die Bodenkonstruktion wieder Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf und erscheint am Ende der Feuchtwetterphase mit einer höheren Ausgleichsfeuchte. 

Die Feuchtigkeitsveränderungen führen zu einem Schwinden oder Quellen des Holzbodens. Trocknungen ziehen die Elemente zusammen, wobei die Maßveränderungen praktisch nur quer zu den Holzfasern auftreten. Feuchtigkeitsaufnahmen erzeugen ein Quellen im Holz und somit eine Maßvergrößerung über die Breite. In der Praxis können zwischen Sommer und Winter problemlos 4 % Holzfeuchtigkeitsveränderungen eintreten. Dabei schwindet ein Massivholztisch aus Eiche, bei einem mittleren Schwind- und Quellkoeffizienten von 0,25 % je 1% Holzfeuchtigkeitsveränderung, über 100 cm um 1 cm. Das heißt in der Praxis: Der Tisch erscheint im Winter 1 cm schmaler als im Sommer. Das Gleiche gilt mit einem Massivholzboden aus Eiche. Liegen breite Bretter von 25 cm vor, resultieren im Winter über 100 cm Holzbreite aber nur gerade vier Fugen. Diese Öffnungen erscheinen dann kumuliert in einer Gesamtbreite von 1 cm oder eben 2,5 mm Breite je Fuge. 

Natürliche Maßveränderungen können nie vermieden werden, außer die Räume wären vollklimatisiert und würden immer genau die gleiche relative Raumluftfeuchtigkeit aufweisen. Viele moderne Häuser, gebaut nach Minergie- oder Niedrigenergiestandard, weisen während der Heizperiode und Trockenwetterphase leider oft über lange Zeit viel zu tiefe Raumluftfeuchtigkeiten auf, woraus das Holz übermäßig stark austrocknet. Nicht selten erfahren die schönen Parkettböden mitsamt den Estrichen darunter Beschädigungen wegen massiver Untertrocknung wie üb ermäßige Fugenbildungen, Rissbildungen, Verformungen als Schüsselungen bis hin zu Ablösungen des Parketts. Die minimal geforderten Raumluftfeuchtigkeiten sollten immer eingehalten werden. Nur so kann der Parketthersteller für sein Produkt garantieren, welches ohnehin sehr großen Schwind- und Quellmaßveränderungen ausgesetzt ist. 

Parkett auf Calciumsulfat: Drei mögliche Schadensursachen

  • Schäden treten auf, wenn zu feuchte Calciumsulfatestriche mit Dampfbremsen oder -sperren gedämmt werden. Das Parkett löst sich sodann großflächig vom Untergrund ab, wobei unten am Klebstoff die ganze Feuchtigkeitsdämmung und die oberste Schicht des aufgeweichten Mörtels haften. 
  • Für den Einsatz auf Calciumsulfatuntergründen freigegebene Spachtelmassen, direkt auf den Estrich aufgetragen, können ebenso nicht funktionieren, wenn unter der Ausebnungsmasse systembedingt eine Grundierung oder eine Haftbrücke vorgeschrieben ist oder die Inhaltsstoffe der Masse nicht kompatibel zum Estrichmörtel vorliegen. Im Schadensfall, bei großflächigen Hohlstellen, haftet die ganze Spachtelmasse am Holzbelag und weist eine saubere, glatte Trennung zur Estrichoberfläche auf, als Folge einer fehlenden mechanischen Verkrallung. 
  • Auch unsachgemäße Vorbereitungen sind oftmals als Schadensursache zu Parkettablösungen aufzuführen, wobei Staubschichten oder feine Puderschichten auf der Estrichoberfläche wie ein Trennfilm zum Klebstoff wirken oder der Mörtel eine ungenügende Festigkeit aufweist und trotzdem darauf Parkett vollflächig aufgeklebt wird. 
  • Calciumsulfatestriche, wie auch Calciumsulfat- Fließestriche, sind verlegreif (trocken), wenn die Restfeuchte über die ganze Estrichdicke maximal 0,5 CM-% misst. In der Schweiz wird noch unterschieden zwischen beheizt und nichtbeheizt, wobei der beheizte Calciumsulfatestrich maximal 0,3 CM-% erfordert. Viele Estrichhersteller jedoch geben in ihren technischen Anleitungen auch in der Schweiz für die Endbelagsverlegung eine Restfeuchte von 0,5 % vor, beheizt und nichtbeheizt. 
  • Eine Estrichoberfläche wird als eben bezeichnet, wenn sie gemäß Normangaben in den Toleranzen liegt und keine zusätzlichen Ausebnungen erfordert. (DIN 18202)
  • Die Festigkeit eines Estrichs kann verschiedenartig definiert werden, wobei am meisten die Oberflächenzugfestigkeit oder die Biegezugfestigkeit geprüft wird. Die Oberflächenscherfestigkeit wird kaum noch gemessen. 

Warum erfordert der Estrich unter Parkett spezielle, respektive erhöhte Festigkeiten von mindestens 1,0 bis 1,5 N/mm2 Haftzugfestigkeit?

Das Parkett erzeugt, als Folge von Schwind- und Quellmaßveränderungen, große Kräfte. Beim vollflächigen Verkleben werden sämtliche Kräfte aus dem Holz via schubfester Klebstoffverbindung in den Untergrund abgeleitet und müssen von diesem aufgenommen werden können. Der Holzboden ist als Spezialbelag einzustufen mit den größten
Kraftentwicklungen. Kein anderer Belag erzeugt im gleichen Maße Kräfte mit den entsprechenden Anforderungen an den Estrich. Nur die beste Qualität des Untergrundes ist gut genug, um das Parkett ordentlich und sachgerecht sowie vor allem schadenfrei aufnehmen, respektive halten zu können. 

Quelle. Estrich-Technik-Fussbodenbau 01-2020, Holzmann Medien GmbH & Co. KG